Ein Treffen mit Ueli Fisch

Er haut auf den Tisch und flucht – aber nur, wenn keiner zusieht. Ueli Fisch ist eine interessante Mischung aus Business- Mann und Papi-Typ mit einem klaren Ziel: Er möchte die Stadt Weinfelden in eine grüne Zukunft führen, in der die Einwohner mehr als nur ein Wörtchen mitzureden haben.

Weinfelden Er ist selbstsicher, ein Macher aber im nächsten Moment auch verletzlich. Das vermittelt der 59-jährige Ottoberger zumindest während eines Colas im Café Siemis vis a vis der Stadtverwaltung. «Da würde ich gerne arbeiten», sagt der 2-fache Vater und zeigt aufs Rathaus. Der Wunsch ist gross, das merkt man schnell. Die Ehrfurcht vor dem Amt noch grösser. Die Stadtverwaltung zu führen, traut er sich aber zu, so leitete Fisch 300 Mitarbeitende in einem Texilunternehmen und vergleicht eine Stadt mit einem KMU. Für 11’500 Einwohner, oder eben Kundinnen und Kunden ein offenes Ohr zu haben, sie noch mehr ins Stadtleben mit einzubeziehen, ihnen eine Plattform zum Mitreden zu bieten, das ist sein Plan. Und grüner soll Weinfelden werden, ergänzt er. Und für Eltern sollen mehr Möglichkeiten für die Verbindung von Job und Familie geschaffen werden. Seine Liste ist lang, aber nicht utopisch. Viel Zeit hätte er nicht für die Umsetzung der Ideen, so blieben Ueli Fisch bis zur Pension zwei Amtszeiten für sein Wirken. «Einige sagen vielleicht, ich sei zu alt», sagt der Ottoberger und hebt die Schultern an. Doch zwei Jahrzehnte wie Max Vögeli das Amt inne zu haben, sieht Fisch nicht als erstrebenswert an. Platz für neue Ideen zu machen, ist mehr seine Devise.

Ein letzter Versuch

Er weiss, was es heisst, für ein Amt zu kandidieren. Samstage lang hinter einem Stand und grundsätzlich in der Öffentlichkeit zu stehen und für sich oder die Partei zu werben. Manchmal mit Erfolg, manchmal ohne. Die beiden knappen Wahlniederlagen im Regierungsrat nagten lange an dem engagierten GLP-Politiker. Nochmals einen Wahlkampf zu verlieren würde ihn treffen, doch: «Es würde keine Welt untergehen.» Nach dem Fisch seiner Frau von dem Vorhaben, für das Amt des Stadtpräsidenten zu kandidieren, erzählte, musste diese zuerst tief durchatmen. Ob er sich das wirklich nochmals «antun» wolle? Auch Bekannte zeigen sich eher skeptisch, wohl um ihren Freund vor einer erneuten Niederlage zu schützen. Doch Ueli Fisch will es versuchen und kann mittlerweile auf den Support von Freunden und Familie zählen. Eine Sache musste er seiner Gattin aber versprechen: Im Falle eines Wahlsieges wolle sie ihn nicht an jede ‚Hundsverlochete‘, exgüsi, Veranstaltung begleiten. Ueli Fisch lacht beim Gedanken an das Gespräch zurück. Er habe kein Problem, alleine repräsentative Aufgaben zu übernehmen. Den Job der «First Lady» sei eher weniger etwas für seine Frau. Nebst Zuspruch gelangen aber auch kritische Stimmen an ihn. So bekam er zum Beispiel einen Anruf von einem Vertreter einer anderen Partei, der ihm abriet, zu kandidieren. «Das bestärkt mich eher in meiner Entscheidung, als dass es mich bremsen würde.»

Bereit wenns klappt

Ueli Fisch organisiert bereits die Nachfolgeregelung seines Unternehmens, einem Anbieter für Berufskleidung in Frauenfeld. Diesen Schritt hätte er unabhängig vom bevorstehenden Wahlkampf eingeleitet. Auch wenn er nicht der künftige Stadtpräsident von Weinfelden werden sollte, möchte Ueli Fisch das Unternehmen künftig in guten Händen wissen. Was der Kaufmann machen würde, wenn er nicht das Rennen macht, ist unklar. In den 60ern auf Jobsuche zu sein, ist von keinem das Ziel. Doch: «Ich habe viele Kontakte und denke, dass ich wieder eine neue Herausforderung finden würde», ist er überzeugt.

Zukunft und Vergangenheit

Der Kandidat liebt seine Familie über alles. Wenn er von gemeinsamen Wanderungen erzählt, strahlen seine Augen. Seine Frau lernte Ueli Fisch in jungen Jahren bei der Arbeit kennen und die beiden Kinder seien «sehr gut rausgekommen ». Bei einer Wahl nach Weinfelden zu ziehen und ihr Haus in Ottoberg zu verlassen, käme dem Paar sogar gelegen. Das Heim sei für zwei Personen zu gross, ein Umzug sei in den nächsten Jahren sowieso geplant gewesen. Zumindest das kulturelle und soziale Leben spielte sich in den letzten Jahrzehnten für die Familie Fisch in Weinfelden ab. Als «richtiger» Weinfelder auf der Strasse erkannt und angesprochen zu werden, ins Gespräch zu kommen und die Anliegen ernst zu nehmen – das würde Ueli Fisch gefallen.

Von Desirée Müller